Ich habe Macht gelernt

Mir gefällt Macht. Ich habe in meinem Berufsleben über 30 Jahre in der Automobilindustrie gearbeitet, davon die meiste Zeit in Managementfunktionen. Ich hatte Macht. Als ich vor einiger Zeit mit 65 Jahren in den „Ruhestand“ ging, war mir klar, dass ich weiterarbeiten werde...

Mir gefällt Macht. Ich habe in meinem Berufsleben über 30 Jahre in der Automobilindustrie gearbeitet, davon die meiste Zeit in Managementfunktionen. Ich hatte Macht. Als ich vor einiger Zeit mit 65 Jahren in den „Ruhestand“ ging, war mir klar, dass ich weiterarbeiten werde. Ich wollte in einer neuen Rolle meine Sichtweisen, Kompetenzen und Erfahrungen einbringen, Einfluss nehmen und Macht ausüben. Deshalb habe ich mit zwei Partnerinnen ein Unternehmen gegründet.

Mir gefällt Macht. Ich habe in meinem Berufsleben über 30 Jahre in der Automobilindustrie gearbeitet, davon die meiste Zeit in Managementfunktionen. Ich hatte Macht. Als ich vor einiger Zeit mit 65 Jahren in den „Ruhestand“ ging, war mir klar, dass ich weiterarbeiten werde. Ich wollte in einer neuen Rolle meine Sichtweisen, Kompetenzen und Erfahrungen einbringen, Einfluss nehmen und Macht ausüben. Deshalb habe ich mit zwei Partnerinnen ein Unternehmen gegründet.

Mein Einstieg in die Automobilindustrie war Ende der 80iger Jahre im IT-Bereich. Das Management im gesamten Konzern war mit einigen wenigen Ausnahmen männlich. Doch meine oberste Chefin war eine Frau. Ich habe sie einige Male persönlich erlebt – sie strahlte Kompetenz und Stärke aus und genoss hohe Anerkennung. Ein Vorbild für mich? Ich habe sie nicht bewusst als solches wahrgenommen. Doch sie zeigte, dass auch Frauen Führungsrollen ausfüllen können. Wir wissen inzwischen, welchen Einfluss Vorbilder auf Menschen haben.

Ich wurde nach einiger Zeit von meinem Chef gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, eine Führungsaufgabe zu übernehmen. Die Frage kam zwar überraschend, meine Antwort war klar: Ja. Wenige Zeit später war ich auf der ‚short list‘ für die Nachfolge einer Assistenzfunktion. In Konzernen sind Assistenzfunktionen, die in der Regel nur wenige Jahre wahrgenommen werden, Sprungbretter ins Management. Auf die Frage, ob ich mir vorstellen könne, eine solche Funktion wahrzunehmen, war meine Antwort wieder klar: Ja. Ohne genau zu wissen, was da auf mich zukam, wurde ich Assistentin der Geschäftsleitung und lernte die unterschiedlichsten Aufgaben und Perspektiven kennen. Vor allem lernte ich durch Beobachtung. Und ich lernte Macht.

Lust auf Macht?

Ein kleiner Exkurs: Der Begriff Macht löst Assoziationen aus: Macht korrumpiert. Oder es entsteht das Bild eines selbstgerechten Machtmenschen. Diese Vorstellung von Macht ist geprägt vom Machiavellismus, der Führungspersönlichkeiten zeichnet, die ohne Rücksicht auf moralische und rechtliche Grenzen agieren.

Diese Vorstellung von Macht ist auch geprägt von unserer Realität: Selbstgerechte Machtmenschen haben nach wie vor zu viel Einfluss auf die Gestaltung unserer Welt.

Doch warum sollte ich meine eigene Vorstellung von Macht an diesem Stereotyp ausrichten?

Kategorien von Macht

Es gibt auch andere Definitionen von Macht. Ein kurzer Blick in die Wissenschaft: John R. P. French und Bertram H. Raven haben eine differenzierte Klassifikation der Grundlagen von Macht vorgenommen, die auf einer Analyse der psychologischen Prozesse beruht. Sie unterscheiden:

  • Macht durch Belohnung (Fähigkeit, zu belohnen)
  • Macht durch Zwang (Fähigkeit zu bestrafen)
  • Legitime Macht (auf Normen oder Vereinbarungen basierendes Recht, ein bestimmtes Verhalten zu fordern)
  • Macht durch Identifikation (Erfüllung von Erwartungen und Anerkennung von Zielen als eigene)
  • Macht durch Sachkenntnis und Information (Anerkennung von zugeschriebenem Wissen und Können)

Im Gegensatz zur Gewalt braucht Macht Zustimmung. Macht sorgt dafür, dass individuelle Interessen den Interessen der Allgemeinheit nachgestellt werden. Gruppen verleihen denen Macht, die das Gemeinwohl fördern.

Manfred Hinrich, Philosoph, Philologe, Lehrer, Journalist, Kinderliederautor, Aphoristiker und Schriftsteller sagte: „Wer die Macht hat, kann auf Gewalt verzichten“ und legt damit den Fokus darauf, was mit Macht auch möglich ist.

Macht gibt Möglichkeiten, sich zu entfalten

Mit meiner Entscheidung, die Assistenzfunktion anzunehmen, setzte sich mein persönlicher Lernprozess fort. Ich war in einer neuen Rolle. Selbst der Vorstand kannte mich. Sitzungen wurden mit: „Frau Heitkamp, meine Herren“ eröffnet. Meine Kollegen waren manchmal ein bisschen neidisch auf diese Sonderrolle. Ich hatte dabei ein diffuses Gefühl: Ein bisschen Stolz gepaart mit Unbehagen.

Anfang der 90iger Jahre war die europäische Automobilindustrie im Umbruch. Produkt- und Produktivitätsoffensiven wurden gestartet, Geschäftsfeldstrategien entwickelt, Personal und Führungshierarchien abgebaut. Diese Phase wurde durch breit angelegt Change-Projekte begleitet. Mir wurde nach der Assistenz die Leitung für ein großes Change-Projekt angeboten.

Ich sagte wieder: Ja. Ich fand mich in einer Rolle, an die seitens des Managements große Erwartungen gestellt wurden – möge doch alles ohne Widerstände und Eruptionen verlaufen und alle Beteiligten gemeinsam am neuen Zukunftsbild arbeiten. Ich fing an, mich mit Themen wie Organisations- und Personalentwicklung, Kommunikation und der Gestaltung von Veränderungsprozessen zu beschäftigen, übte mich in Projektsteuerung und lernte weiter, mit Macht umzugehen. Ich „führte“ u. a. eine Heerschar externer Berater, die sich in den gemeinsamen Abstimmungsrunden gerne mit viel Gerede und Selbstdarstellung positionierten. Da half manchmal ein Machtwort: „Wissen Sie eigentlich, meine Herren, wieviel Geld ein Tag mit Ihnen kostet? Lassen Sie uns auf den Punkt kommen.“ Das hat gewirkt.

Ich habe noch weitere Stationen durchlaufen. Nach dem Projekt übernahm ich Linienfunktionen im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung und habe u. a. die Einführung von Lean Management und Produktionssystemen begleitet. In den letzten 15 Jahren meiner Konzerntätigkeit hatte ich Lust auf etwas völlig Neues. Ich habe die Leitung einer Markenplattform übernommen. Und ich habe geholfen, Diversity Management als neue Dimension von Führung zu etablieren.

In der Nachbetrachtung habe ich durch meine Offenheit für Neues und ein klares Ja zu ungewohnten Aufgaben die Grundlage für meine persönliche Entwicklung gelegt. Ich habe meine Macht genutzt, um meine Überzeugungen einzubringen, Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Macht macht mich zufrieden und gibt mir Antrieb.

Einiges würde ich anders angehen. Ein Beispiel: In einer Sitzung mache ich einen Vorschlag. Er wird nicht weiter beachtet. Wenige Minuten später wird derselbe Vorschlag von einem Kollegen eingebracht. Diesmal wird er gehört und diskutiert. Ich bin irritiert und fühle mich unwohl, sage jedoch nichts. Heute weiß ich, dass dahinter Stereotype stehen. Die Sitzungsteilnehmer haben meinen Vorschlag tatsächlich nicht wahrgenommen, weil ein stereotypes Muster Frauen weniger Kompetenz zuschreibt und sie deshalb öfters überhört werden. Dem Kollegen war auch nicht bewusst, dass er meinen Vorschlag aufgegriffen hatte. Warum habe ich mich nicht getraut zu intervenieren? So im Nachhinein denke ich, wärst Du doch einfach aufgestanden und hättest die Situation offen angesprochen. Es hätte allen Beteiligten etwas gebracht. Mir, weil ich gelernt hätte, sichtbarer zu werden und meinen Einfluss zu vergrößern und den anderen, die eigenen Stereotype zu verändern.

Macht ist Veränderung

Ich weiß, dass ich bisher eine Menge bewegt und verändert habe. Zum Beispiel habe ich Führungsfunktionen gerne mit Frauen besetzt. Dass ich damals die Assistentenstelle bekam, habe ich auch einer Frau zu verdanken. Anfang 1990 fragte eine Referentin auf einer Konferenz die versammelten Manager: „Was mich wundert – es gibt ja überhaupt keine Frau unter Ihnen.“ Sie löste damit Nachdenken und dann auch konkretes Handeln aus. Im Auswahlprozess kamen auch Frauen auf die Auswahlliste. Infolge der Entscheidung, mir die Assistenz zu geben, gab es eine Reihe von Frauen auf den Assistenzstellen. Geht doch.

Macht ist

  • die Fähigkeit, Realität zu bewegen und zu verändern.
  • ein Merkmal sozialer Beziehungen.
  • der Wille, Ziele zu setzen.
  • das Können, Kräfte auf diese Ziele hin in Bewegung zu bringen.

Der Psychologe Adam Galinsky vergleicht Macht mit einem Gaspedal: Das Gaspedal ist nötig, um überhaupt voranzukommen. Um nicht in Hindernisse zu rauschen, braucht es jedoch auch ein Lenkrad – zum Beispiel die Fähigkeit, fremde Standpunkte einzubeziehen.

Macht ist erlernbar

Im Lateinischen stammt potentia von dem Verb posse = können ab. Im Althochdeutschen, Altslawischen und Gotischen bedeutete das Wort Macht (gotisch: magan) so viel wie Können, Fähigkeit, Vermögen. Macht stammt also nicht vom Machen ab, sondern vom Können. Und Können wächst durch Lernen und Üben.

Menschen lernen:

  • Durch Vorbilder.
  • Durch Erkennen und Verändern eigener Denkmuster.
  • Durch authentische Ziele. Authentische Ziele erzeugen einen Realisierungsdrang. Und der wiederum verstärkt den Machtanspruch.
  • Durch Training und Wiederholung

Macht führt zu Erfolg

Und Erfolg motiviert, gibt Kraft, stärkt das Selbstbewusstsein und macht Lust auf mehr.

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